Schluss mit dem Müssen – zurück in die Selbstermächtigung
- Hardy Kistner
- 31. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Juni

Neulich habe ich mich dabei ertappt:„Ich muss abnehmen“, habe ich gesagt – fast automatisch.
Ein Satz, den viele von uns kennen. Einer dieser typischen „Ich-muss“-Sätze, die wir täglich verwenden, ohne groß darüber nachzudenken. Aber als ich den Satz laut ausgesprochen hatte, wurde mir plötzlich klar:Stimmt das eigentlich?
Niemand zwingt mich.
Niemand steht mit erhobenem Zeigefinger vor mir.
Ich entscheide das selbst.
Ich möchte mich wohler fühlen.
Ich will gesünder leben.
Und trotzdem sage ich: „Ich muss.“
Das kleine Wort mit großer Wirkung
„Ich muss noch einkaufen.“
„Ich muss heute früh ins Büro.“
„Ich muss die Präsentation fertig machen.“
„Ich muss mehr Sport machen.“
Wir alle kennen diese Sätze. Und wir alle wissen eigentlich:
Das meiste davon müssen wir nicht.
Wir wollen, sollen, können, dürfen – aber das Wort „müssen“ hat sich in unseren Sprachgebrauch eingeschlichen wie ein kleiner innerer Diktator.
Was macht es mit uns?
👉 Es entmachtet uns.
👉 Es macht uns zu Objekten unserer Umstände.
👉 Es lässt uns fremdgesteuert wirken – auch vor uns selbst.
Warum wir das trotzdem sagen
Wir wissen es längst.
Wir wissen, dass Sprache unser Denken beeinflusst.
Wir wissen, dass das Wort „müssen“ Druck macht und uns klein hält.
Und dennoch sagen wir es immer wieder.
Vielleicht, weil es einfacher ist. Weil „ich muss“ Verantwortung abgibt. Weil es sich nach Pflicht anhört – und nicht nach Wahl. Vielleicht auch, weil es uns entlastet:„Ich kann ja nichts dafür – ich muss ja.“
Aber das stimmt nicht.
Und das gilt nicht nur im Privaten. Auch in der politischen Kommunikation fällt dieses Wort gerne – und oft ziemlich selbstverständlich. Wenn zum Beispiel gesagt wird: „Die Deutschen müssen mehr arbeiten“, dann ist das – unabhängig vom Inhalt – sprachlich gesehen erst mal Humbug.
Denn auch hier gilt: Niemand muss. Menschen entscheiden, verhandeln, wägen ab. Die Rede vom „Müssen“ blendet diese Freiheit aus – und damit auch die Verantwortung, die mit echter Entscheidung einhergeht.
Selbstverantwortung als Schlüssel zur Selbstermächtigung
Wenn ich es schaffe, mir die Verantwortung zurückzugeben, komme ich zurück in die Selbstermächtigung.
Dann sage ich:– „Ich will abnehmen, weil es mir guttut.“– „Ich habe mich entschieden, heute zu arbeiten.“– „Es ist mir wichtig, das zu erledigen.“– „Ich kann gerade nicht anders, aber ich trage die Verantwortung.“
Diese kleinen sprachlichen Veränderungen machen einen großen Unterschied.Sie sind der erste Schritt zurück zur Selbstwirksamkeit – also dem Gefühl, selbst handeln zu können statt nur zu reagieren.
Ein kleiner Selbstversuch
Achte mal einen Tag lang bewusst auf dein eigenes „Müssen“.
Und frag dich jedes Mal: Stimmt das wirklich?
Oder könntest du es anders formulieren?
Du wirst überrascht sein, wie oft du in Wahrheit frei wählst.
Und wie anders sich das anfühlt.
Fazit
Sprache formt Denken.Denken formt Handeln.Und Handeln formt dein Leben.
Vielleicht beginnt deine nächste Veränderung nicht mit einer großen Entscheidung, sondern einfach mit einem besseren Satz.